Über Markonions Heimsuchung und die Eroberung Wietlands

Im Jahre 320 des zweiten Zeitalters wurde das Leben Wietlands und fast der gesamten Welt auf eine andere Weise getroffen als von einem Krieg. So brachen wiederum in verschiedenen Teilen der Welt Seuchen und Heimsuchungen aus. Im achten Monat desselben Jahres wurde nach der Stunde des Abendbrots, als die Sonne noch schien und gerade unterging, über Filaljar im Westen ein großer und sehr heller Stern gesehen. Und dieser war nicht weit entfernt, wie die übrigen Sterne von unserer Halbkugel stehen, sondern schien im Gegenteil ziemlich nahe zu sein. Und es geschah, dass sich dieser Stern, als die Sonne unterging und die Nacht anbrach, für mich und für viele andere Stammesbrüder, die ihn betrachteten, anscheinend nicht von der Stelle bewegte. Als endlich die Nacht kam, brach dieser ausgedehnte Stern, den wir betrachteten und sehr bestaunten, in viele und verschiedene Strahlen auseinander. Nachdem sich die Strahlen fast über ganz Fjaljar und in östliche Richtung ausgebreitet hatten, verschwand er gänzlich und zerfiel vollständig. Ob es sich bei ihm um einen Kometen oder einen anderen Stern handelte oder um etwas, das aus irgendwelchen Ausdünstungen gebildet war und schließlich wieder in Dämpfe aufgelöst wurde, überlasse ich dem Urteil der Astronomen. Dennoch erscheint es möglich, dass dieser Stern die Ankündigung oder Ursache der zukünftigen, erstaunlichen Seuche war, die ziemlich schnell, wie ich berichten werde, in Fialjar und ganz Wietland wie auch anderswo folgte.

Deshalb gab es in demselben Jahr in Fialjar und in ganz Wietland und nicht weniger, wie man hörte, in allen Teilen der Welt und darauf auch im folgenden Jahr ein so großes Sterben von Menschen, Tieren, und auch der Pflanzen, und mehr der Jungen als der Alten, dass sie oft nicht beerdigt werden konnten. Und sie lagen kaum zwei oder drei Tage in ihrer Krankheit darnieder, sondern starben plötzlich und gleichsam als gesunde Wesen, so dass einer, der heute noch gesund war, schon morgen zu Grabe getragen wurde. Mensch und Tier hatten nämlich plötzlich Geschwülste unter den Armen und Beinen und ihre Haut färbte sich fahl während sich die Pflanzen wie Verbrand zeigten. Dieses Auftauchen der Krankheitszeichen sollte ein untrügliches Anzeichen für den Tod sein. Und diese Krankheit oder Seuche wurde von den Ärzten mit ihren Tränken behandelt.

Jedoch damals, nämlich in den Jahren 320 und 321, starb eine so große Anzahl von Menschen, wie niemals in vergangenen Zeiten gehört oder gesehen oder gelesen worden war. So reichten ihre Tinkturen, Salben, Tränke und ihre Zutaten nur für kurze Zeit. Und der erwähnte Tod und diese Krankheit kamen durch gegenseitigen Anblick oder Begegnung und durch Berührung. Deshalb machten sich in vielen kleinen und großen Siedlungen furchtsame Menschen davon und überließen das Vieh ihren Nachbarn die mutiger waren; und in kurzer Zeit blieben an vielen Orten nicht einmal zwei von zwanzig Menschen am Leben. So groß war nämlich das Sterben in Fialjar, dass über einen großen Zeitraum hinweg mehr als hundert Leichen am Tag in Karren zur Beerdigung auf den Friedhof gebracht wurden. Und diese heiligmäßigen Schwestern vom Freijasorden fürchteten sich nicht, zu sterben, sondern kümmerten sich in größter Hingabe und Demut um die Kranken, wobei sie jegliches Ansehen hintansetzten. Mehr als oft wurde eine große Anzahl der genannten Schwestern durch den Tod gerufen und leben jetzt, wie man frommerweise glaubt, zusammen in Freijas Halle.

Dieses Sterben nahm in Fjaljar seinen Anfang, gelangte dann nach ganz Sweben, überquerte später die Berge und erreichte Framen, wo es auch einige Grafen befiel und ihnen damals das gesamte Gefolge entriss. Die Leute sagten, dass diese Seuche aufgrund einer Ansteckung der Luft und der Gewässer entstand, weil es zu jener Zeit weder Hunger noch Mangel an irgendwelchen Lebensmitteln gegeben hat, sondern vielmehr einen großen Überfluß. Daher lastete man aufgrund dieser Meinung die angesteckte Luft und Gewässer und des so plötzlichen Todes den Draugar aus Markonion an, sie hätten Brunnen und Gewässer vergiftet und die Luft verunreinigt.

Man sagte, dass viele schlechte Wietländer entdeckt worden seien, die in ähnlicher Weise Gift in Brunnen geschüttet hätten. Doch in Wahrheit konnten solche Vergiftungen - gesetzt den Fall, sie seien geschehen - nicht allein eine solch großes Unglück und so viele Menschen verursacht haben. Es muss also einen anderen Grund gegeben haben, nämlich, wie ich vermute, den Willen der Riesen und ihres Häschers Markonion, damit die letzten Freien die den Asen und Wanen huldigen von der Welt getilgt werden. Das erwähnte Sterben hielt in allen Teilen des Reichs den überwiegenden Teil der Jahre 320 und 321 an und endete dann; es ließ viele Siedlungen auf dem Lande und viele Häuser in befestigten Plätzen nahezu leer zurück und seiner Bewohner beraubt. Und damals gingen viele Geschlechter schnell zugrunde, auch solche und so berühmte und zahlreiche Geschlechter in Fjaljar, deren Untergang weniger als der von vielen anderen verständlich war.

Als aber die erwähnte Epidemie und das Sterben wichen, kam eine große Hungersnot, da das Land von der Seuche verbrannt war. als dann das Land in größter Not da lag, setzte Markonion mit seiner ganzen Heeresmacht über und kein Heer der unseren konnte die durch Schutzzauber gestärkten Wälle unserer Burgen halten.

So kam es das die Draugar des Markonion das Land beherrschten und alles Leben zu Mehrung ihrer Macht einsetzten. So war jedes Dorf jährlich gezwungen nicht nur einen Teil des Viehs herzugeben sondern auch einen der Ihren. So das Menschenfleisch dem Hunger der Wiedergänger nährte und ihr menschliches Blut ihren Durst stille.